Wir drücken uns gern vor Arbeiten, die Maschinen für uns erledigen können. Handwäsche ist so eine Aufgabe, die viele nicht mögen. Immerhin kann man alles in die Waschmaschine werfen. Man kann, aber bei gestrickten und gehäkelten Kleidungsstücken muss man sich wirklich überlegen, ob die Idee gut ist.
Die wichtigste Regel lautet: Halte dich an die Angaben der Garnhersteller! Wenn die bei den Pflegehinweisen schreiben, dass man von Hand waschen und Fein-/Wollwaschmittel (merke: Voll- und Wollwaschmittel sind zwei komplett verschiedene Dinge!) verwenden soll, dann meinen sie das auch so!
Ich gestehe an dieser Stelle, dass ich manche Sockenpaare mehr als zehn Jahre lang einfach mit der ganzen anderen Wäsche in die Maschine geschmissen habe. Nicht nach Farben sortiert, Vollwaschmittel, 40° Celsius und normale Schleuderzahl. Und meine handgestrickten Socken haben es bestens überstanden. Sie bekamen lediglich mit der Zeit dünne Stellen oder gar Löcher unter der Ferse, was aber mit der Waschweise nichts zu tun hat. Superwash macht es möglich. Was Superwash überhaupt ist und dass das Verfahren zur “Waschbarmachung” von Wolle in Sachen Umwelt problematisch ist, habe ich in diesem Artikel geschrieben → bitte hier klicken.
Längst nicht alle Garne sind mit Superwash ausgerüstet und aufwändige Musterpullis oder Dreieckstücher gehören einfach nicht in die Waschmaschine. Viele Menschen weigern sich deshalb, Stricksachen zu tragen und verzichten sogar auf die Freude, die das Stricken der eigenen Socken mit sich bringt. Das ist natürlich schade, denn gerade Wollsocken sind enorm komfortabel für die Füße. Und nein, sie sind nicht zu warm. Wolle hat temperaturausgleichende Eigenschaften. Man hat darin auch nicht schwitzige Füße. Wolle kann etwas mehr als 30 % Feuchtigkeit aufnehmen, bevor sie sich nass anfühlt! Gestrickte Socken schneiden an den Beinen nicht ein, außer jemand strickt eigenartige Bündchen. Ein Problem ist auch, wenn die Socken von unten her gestrickt werden, also bei den Zehen beginnend, und am Ende das Bündchen zu straff abgekettet wird.
Wollsocken sind ein Wohlfühlprodukt und hier kommt die Anleitung, wie man sie von Hand wäscht.
Warum besondere Pflege wichtig ist
Wolle ist eine Naturfaser mit besonderen Eigenschaften. Ihre Haarschuppen können bei starker Reibung oder aggressiven Waschmitteln verfilzen und einlaufen. Dadurch leidet auch die Elastizität – die Stücke werden härter, unbeweglicher. Eine angepasste Pflege bewahrt die natürlichen Vorzüge der Wolle und verlängert Lebensdauer und Erscheinungsbild der gestrickten Kleidung erheblich.
Wolle zeichnet sich aus durch folgende Eigenschaften:
Ich liebe dieses Material und schätze es sehr! Mit ihren Eigenheiten ist (Schaf-)wolle ein überaus moderner Werkstoff, obschon sie die Menschen seit gut 10 000 Jahren wärmt und schützt. Ich wäre nicht überrascht, wenn Menschen schon länger Tierhaare nutzen. Dass Haare organisch sind und sie demnach abgebaut werden, macht es schwierig, auf ältere Funde zu stoßen.
Wolle ist eine Naturfaser, die wärmt, atmungsaktiv ist, viel Feuchtigkeit aufnehmen kann und schwer entflammbar ist. Wolle ist robust, knitterfrei, geruchsneutral und kann leicht gereinigt werden.
- Vielseitigkeit: Wolle kann in vielen Bereichen eingesetzt werden, beispielsweise in Bekleidung, Teppichen und Dämmmaterialien.
- Wärmeisolierend: Wolle speichert die Körperwärme und hält warm.
- Atmungsaktiv: Wolle kann Wasserdampf aufnehmen und abgeben, was den Körper vor Überhitzung schützt.
- Feuchtigkeitsaufnahme: Wolle kann bis zu 33% ihres Trockengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen.
- Schwer entflammbar: Wolle brennt nicht, sondern verkohlt, was sie als Dämmstoff interessant macht.
- Knitterarm: Wolle ist eine elastische Faser, die kaum knittert.
- Schmutzabweisend: Wolle nimmt Schmutz schlecht an und ist leicht zu reinigen.
- Geruchsneutral: Wolle nimmt im Gegensatz zu Kunstfasern nur wenige Gerüche an und kann diese sogar wieder abgeben. Dadurch kann sie sehr oft einfach nur zum Auslüften aufgehängt werden. Ich habe schon mehrfach gelesen, dass Leute behaupten, Stricksachen müssen zum Lüften hingelegt werden. Das stimmt nicht. Würden sich Strickpullis auf dem Kleiderbügel während der drei oder vier Stunden so sehr in die Länge ziehen, würden sie das auch beim Tragen tun. Tun sie nicht. Anders sieht es aus, wenn sie nass sind. Dann muss man sie auf jeden Fall hinlegen zum Trocknen.
- Antistatisch: Wolle lädt sich nicht elektrostatisch auf.
- Natürlich und nachwachsend: Wolle ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff.
- Langlebig: Wolle ist ein robustes Material, das lange hält.
Handwäsche Schritt für Schritt
Nicht zu oft waschen: Wolle ist bis zu einem gewissen Grad selbstreinigend. Oft reicht es, die Bekleidung nach dem Tragen gut auszulüften. Wollsocken müssen bei kaum jemandem täglich in die Wäsche!
- Lasse handwarmes Wasser in das Waschbecken einlaufen. Oft wird gesagt, das Wasser darf nicht heiß sein. Wenn man Wollsachen aus Versehen im heißen Wasser einlegt, ist wichtig, sie nicht abzuschrecken. Also kein kaltes Wasser draufgießen und einfach warten, bis sich die Temperatur reguliert hat. Ob das mit dem Abschrecken stimmt, weiß ich nicht. Ich habe es einst so gelernt und halte mich vorsichtshalber dran.
- Gib Woll- oder Feinwaschmittel dazu und halte dich an die Dosierung. Es ist einfach nicht aus den Köpfen der Leute zu bringen, dass viel Mittel besser reinigt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Wasch- und Reinigungsmittel wurden von Chemikern entwickelt. Sie wissen, wie das Produkt zu verdünnen ist und auf ihre Angaben soll man hören.
- Weiche die Strickstücke für 15 – 30 Minuten ein, ohne viel mit ihnen anzustellen.
- Bewege die Kleidung sachte im Wasser, um Schmutzpartikel auszuschwemmen.
- Spüle sie gründlich mit klarem, handwarmem Wasser aus, bis keine Waschmittelreste mehr vorhanden sind.
- Optional mit einem Schuss Essig im letzten Spüldurchgang: Essig frischt die Farben auf. Ich glaube ja, dass der Trick dabei ist, Kalk aus dem Wasser zu entfernen, der sich trübend auf die Pigmente legen könnte. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Sicher ist: Beim Waschen von Schmutzwäsche trifft es nicht zu, dass Farben fixiert werden. Fixiert wird direkt nach dem Färben. Mehr als fixieren geht nicht, deswegen dient Essig beim Waschen nur noch als optisches Hilfsmittel. Das Essigwasser muss danach nicht ausgespült werden. Der Geruch verfliegt von selbst. Zu “Essig in die Waschmaschine” siehe unten bei Maschinenwäsche!
- Drücke das Wasser heraus. Ich meine “drücken”, nicht auswringen!
- Lege ein großes Handtuch auf den Boden und verteile die Socken drauf, resp. lege den Pulli schön flach hin. Rolle das Tuch samt Strickstücken auf. Trample darauf herum. Wenn du die Rolle öffnest, wirst du feststellen, dass die Sachen nur noch feucht sind.
- Lasse Pullis und Schultertücher auf einem Ständer liegend trocknen. Wenn du willst, kannst du das auch mit Socken so machen, aber meine werden über die Leine gehängt. Durch ihr geringes Gewicht passiert da gar nichts.
- Nicht in der prallen Sonne trocknen lassen und nicht auf der Heizung. Und niemals in den Trockner stecken!
- Das ist alles. Der Aufwand ist wirklich zumutbar. Am längsten dauert es, die Stücke einzuweichen und am Ende trocknen zu lassen.

Socken von Hand waschen ist wirklich zumutbar!
Die auf dem Bild waren zum Zeitpunkt des Fotos gerade erst fertiggestrickt, hätten also nicht unbedingt gewaschen werden müssen. Allerdings tut ein sogenanntes “Entspannungsbad” brandneuen Strickstücken gut: Das Garn legt sich in Form und das Maschenbild wird regelmäßiger.
In den letzten Jahren habe ich es nie mehr gehabt, aber ich habe schon Socken gestrickt, da waren die Bambusnadeln und die Finger blau. Als ich sie nach dem Fertigstricken ins Wasser gelegt habe, färbte sich dieses komplett blau. Ein Grund mehr, die Sachen vor dem Tragen zu baden …
Für das Paar vorne auf dem Bild gibt es eine Anleitung zum Kaufen in meinem Shop.
Wenn es doch Maschinenwäsche sein soll (Herstelleranweisungen beachten!):
- Wenn deine Waschmaschine einen speziellen Wollwaschgang hat, nutze diesen. Achte darauf, dass die Temperatur nicht höher eingestellt ist, als der Garnhersteller angegeben hat (maximal 30° C oder 40° C) und die Schleuderzahl 400-600 Umdrehungen nicht übersteigt.
- Verwende ein ausgewiesenes Wollwaschmittel/Feinwaschmittel ohne Enzyme und Bleichmittel. Normale Waschmittel können die Wollfasern angreifen.
- Gib niemals Essig oder Essigessenz in die Waschmaschine: Essig ist korrosiv = rostfördernd. Metallteile und Dichtungen werden mit der Zeit angegriffen. Insbesondere im Zusammenhang mit Wärme richten viele Säuren Schäden an. Ich bin sehr dafür, Hausmittel zu verwenden. Aber Essig kommt nicht in die Waschmaschine und nicht in die Kaffeemaschine!
Wenn ich schon im Unterrichtsmodus bin: In der professionellen Gebäudereinigung schlagen sie einen tot, wenn man säurehaltigen Reiniger auf warme Armaturen gibt. Säure ist stets mit KALTEM Wasser zu verwenden. Ich habe Schäden gesehen, ich weiß, dass es stimmt.
Vielleicht ist hier eine gute Möglichkeit, euch den “Reinigungskreis nach Sinner” vorzustellen. Der Sinnersche Kreis hat seinen Namen vom Chemiker Herbert Sinner (1900 – 1988), der bei der Firma Henkel gearbeitet hat und zwar lustigerweise ausgerechnet bei der Waschmittel-Anwendungstechnik. Ich habe den Sinnerschen Kreis in diversen Reinigungstechnik-Kursen kennengelernt.
Es wird dabei davon ausgegangen, dass vier Faktoren das Resultat eines Reinigungsprozesses beeinflussen: Chemie, Temperatur, Mechanik, Zeit. Manche nennen “Wasser” als fünften Faktor. Unser Kursleiter hat damals das Wasser dem Faktor Chemie zugeordnet, weil chemisches Element oder so. Man kann machen, was man will, aber diese vier Faktoren sind immer im Spiel, wenn etwas gereinigt werden soll. Lediglich ihr Anteil an der Prozedur verändert sich. Am Beispiel der Wolle wird klar, dass Zeit und Chemie/Wasser, den größten Anteil am Waschprozess haben. Es funktioniert auch mit ganz kaltem Wasser, dann dauert es aber länger, bis sich Schmutzpartikel lösen. Ihr seht, dass die vier Faktoren wirklich zusammenhängen. Viel Spaß mit diesem unverhofften, neuen Wissen 😉
Wenn Hersteller also Angaben machen auf Waschmittelpackungen, dann haben sie daran laboriert. Die Menge an reinigungsaktiven Inhaltsstoffen ist exakt abgestimmt auf die Waschtemperatur und es werden auch die verschiedenen Härtegrade des Wassers berücksichtigt.
Wer sehr oft das Problem hat, dass die Waschmaschine zigfach länger hat, als sie anfangs angezeigt hat, muss sich zwei Dinge fragen:
1. Wie habe ich die Trommel gefüllt? Zu viel, zu wenig? Liegt es an einer Unwucht?
2. Habe ich das Waschmittel überdosiert? Waschmaschinen geben erst dann auf, wenn das Spülwasser klar bleibt.
Das richtige Trocknen: Geduld ist gefragt
- Nicht in den Trockner geben! Die Hitze des Trockners lässt Wolle unweigerlich einlaufen und verfilzen.
- Wasser sanft entfernen: Nach dem Waschen die Socken nicht wringen. Eine gute Methode, um überschüssiges Wasser zu entfernen, ist, die gewaschenen Socken in ein sauberes, trockenes Handtuch einzurollen. Stelle dich dann vorsichtig auf das Handtuch. Durch den Druck wird ein Großteil des Wassers aufgenommen, ohne die Fasern zu stark zu belasten.
- Flach hinlegen: Lege die Socken zum Trocknen flach auf ein sauberes Handtuch. Ziehe sie dabei leicht in Form.
- Nicht auf die Heizung legen: Die direkte Hitze der Heizung kann die Wollfasern austrocknen und spröde machen.
- Lufttrocknen: Lass die Socken an der Luft trocknen. Das kann je nach Dicke der Socken etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Gestrickte Socken waschen, wenn man keine Angaben zum Material hat
Man hat im Second-Hand-Shop einen handgestrickten Pulli gefunden. Ein lieber Mensch hat einem einen Schal gestrickt. Wir haben auf dem Weihnachtsmarkt Socken und Mützen gekauft. Wir wissen nicht, woraus sie gestrickt wurden. Wenn eine Nachfrage nicht möglich ist oder die Person, die es gestrickt hat, auch keine Angaben machen kann*, halten wir uns einfach an Handwäsche. Ich glaube nicht, dass es ein Garn gibt, das kein Wasser verträgt. Wenn doch, ist es sowieso nicht für Kleidung geeignet!
*Das kann passieren: Manchmal bekommt man Wolle geschenkt oder ergattert sie aus Nachlässen. Oft fehlt dann die Banderole mit den Angaben. Wieso auch immer, es gibt Leute, die kistenweise Wolle horten und aus irgendeinem komischen Antrieb heraus die Umbänder entfernen. Muss ich nicht verstehen.
Tipp: Waschanweisungen mitliefern, wenn man gestrickte Sachen verschenkt. Beim Verkauf ist es sowieso ein Muss.
Diese Sockenbanderolen kannst du kostenlos herunterladen und ich erteile explizit die Erlaubnis, sie für den Verkauf deiner Stricksocken zu benutzen! Du darfst aber nicht die Vorlage oder die Etiketten/Banderolen verkaufen!
Hier die Download-Links:
Gut. Das Fazit dieses Beitrages ist dann ungefähr: Stricksachen sind es wert, von Hand gewaschen zu werden, um langfristig Ressourcen zu schonen. Und Handwäsche ist kein Drama wert.
Ich grüße euch herzlich 🙂
Übrigens läuft im Kreativ-Shop von buttinette vom 30.04. – 31.05.2025 der Mid-Season Sale, wie ich vorhin erfahren habe
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